Eigentlich wollten wir ja nach Schottland reisen - aber dann kam alles anders.
Im Winter letzten Jahres wurden wir als treue Kunden der Lübecker Nachrichten zu einem Abendessen im Möllner Quellenhof eingeladen. Veranstalter des Abendprogramms waren jedoch nicht die LN selbst, sondern der Reiseunternehmer Humbold-Reisen, der uns anschaulich und professionell einige Reiseangebote unterbreitete. Der Vortrag über eine Reise nach Istanbul, Kappadokien und Mittelmeerküste gefiel uns dabei so gut, dass wir uns spontan für dieses Angebot entschieden. Nach unserer Ansicht stimmte das Preis-Leistungsverhältnis, zumal jeder von uns im Rahmen einer Verlosung noch einen Rabatt von 200 EURO erhielt.
Der Reiseverlauf stellt sich danach wie folgt dar: Flug nach Istanbul mit 2-tägigem Aufenthalt, Inlandsflug nach Kayseri mit 3-tägigem Verbleib in Kappadokien (inkl. Ballonfahrt). 1 Übernachtung in Konya, 1 Übernachtung in Antalya, 7 Tage Aufenthalt im Incekum Beach Ressort in der Nähe von Alanya (all inclusive).
So freuen wir uns nun auf den Urlaub in der Türkei. Schottland läuft uns ja nicht weg.
13.09.2012 Um 08.00 Uhr werden Julia und Wilfried mit dem Reimerschen Pkw abgeholt. Es dauert über eine Stunde, bis wir den Flughafen in Hamburg erreichen. Dort steht bereits Nico, der den Wagen in Empfang nimmt und ihn während unseres Urlaubs vor seiner Wohnung in Barmbek abstellen wird. Nachdem wir unser obligatorisches Frühstück in Form von Käse, Weintrauben und Rotwein eingenommen haben, wird es auch bald Zeit, den Flieger zu besteigen. Pünktlich um 11.10 Uhr hebt die Boeing 737 Richtung Istanbul ab. Die Fluggesellschaft nennt sich Sunexpress, eine jener Billig-Airlines, bei der man die an Bord gereichten Getränke selbst bezahlen muss. Gegen 15.00 Uhr Ortszeit (die Uhr muss 1 Stunde vorgestellt werden), landen wir auf dem Flughafen Istanbul-Sabiha Gökçen, der sich auf asiatischem Boden (Anatolien) befindet.
Nachdem wir unser Gepäck in Empfang genommen haben und die Passkontrolle erledigt ist, werden wir zu einem Bus (Nr. 2) geleitet und von unserem Reiseleiter Çağlar (ausgesprochen: Schaalar) freundlich begrüßt. Çağlar macht einen sympathischen Eindruck und erzählt uns während der Busfahrt schon ´mal Einiges über Land und Leute. Das Wetter ist sehr schön. Es lässt sich keine Wolke am Himmel blicken. Das Thermometer zeigt 28 Grad C.
Wir fahren über die große Bosporus-Brücke, die Asien mit Europa verbindet. Es herrscht sehr viel Verkehr, so dass es einige Zeit dauert, bis wir das Goldene Horn überquert haben und in die Altstadt Istanbuls gelangen. Die Straße führt uns direkt am Bosporus entlang, jener schmalen Wasserstraße, die das Mittelmeer mit dem Schwarzen Meer verbindet. Wir erreichen schließlich das Marmarameer und kehren in eine Gaststätte zum Mittagessen ein. Uns wird ein Mehrgangmenü für einen günstigen Preis von 9 EURO angeboten. Die Getränke sind allerdings wegen der hohen Steuern recht teuer. so kostet z.B. ein Glas Bier 3 EURO.
Nach dem Essen fährt man uns an der alten Stadtmauer entlang und bald darauf erreichen wir unser Hotel (Hotel Barr) in der Mitte der Altstadt. Unser Gepäck wird von einem Kofferträger mit einer extrem hohen Stimme übernommen und auf unsere geräumigen und wohl temperierten Zimmer gebracht.
Nachdem wir uns eingerichtet haben, erkunden wir die nähere Umgebung des Hotels. Wir befinden uns hier anscheinend in einem konservativen Viertel, denn die meisten Frauen tragen ein Kopftuch. Wir schlendern an Geschäften vorbei, die fast alle Hochzeitskleider und Heiratszubehör anbieten.
Der Gang durch die Altstadt macht durstig, also halten wir Ausschau nach einer geeigneten Kneipe. An einer Hauptstraße werden wir fündig, besetzen einen Tisch im Freien und bestellen je 1 Bier. Eine solche Bestellung scheint offensichtlich nicht die Regel zu sein, denn wir beobachten, dass ein junger Mann erst einmal mit dem Fahrrad losgeschickt wird, um Bier zu besorgen. Wir ordern noch ein zweites Bier und fallen fast vom Glauben ab, als die Rechnung kommt. Der Kellner verlangt 100 Lire, dass sind etwa 50 Euro. Das ist Nepp in Hochkultur! Zähneknirschend wird die Zeche bezahlt, aber mit der Absicht, künftig erst die Speisekarte zu studieren, bevor etwas bestellt wird.
Um 23 Uhr sind wir in den Betten.
14.09.2012 Um 06.00 Uhr weckt uns der Muezzin vom nahen Minarett. Da ist der Hotelweckruf um 07.00 Uhr überflüssig. Das Frühstück ist gut und reichlich, nur ist der Essenssaal recht voll. Wir finden aber einen schönen Tisch in einem Nebenraum und können die Mahlzeit in aller Ruhe genießen. Um 09.30 finden wir uns im 6. Stockwerk des Hotels ein und werden von dem Reiserveranstalter Humbold-Reisen bei einem Raki willkommen geheißen. Der zuständige Mitarbeiter heißt Udo und trägt alles Nützliche und Erfahrenswerte humorvoll vor. Er spricht auch über die Gepflogenheiten des Landes, deren Einwohnern (scherzhaft: Ali mit der Bürste) und schildert uns in Einzelheiten den Ablauf der Reise in der ersten Woche. Gleichzeitig werden fakultative Leistungen angeboten, bestehend aus Mittagessen, Abendessen und den Veranstaltungen "Bosporusfahrt", "Türkischer Abend" und "Derwischtanz". Sigrun und Jürgen buchen alles als Komplettpaket, während Wilfried und Julia das Mittagessen weglassen.
Um 10.30 Uhr findet sich unsere Gruppe im Bus Nr 2 ein. Die erste Station der Stadtbesichtigung ist die Sultan-Ahmed-Moschee, auch Blaue Moschee genannt. Sie stammt aus dem 17. Jahrhundert, weist 6 Minarette aus und gehört zu den bekanntesten Zeugnissen osmanischer Baukunst. Im Innenhof der Moschee hält uns Çağlar einen umfangreichen Vortrag über die Einmaligkeit dieses Kulturerbes und ist dabei so in seinem Element, dass wir glatt die Öffnungszeit verpassen. Also verlassen wir zunächst das Gelände und gelangen bald darauf zum Hippodrom, auf dem sich der Ägyptische Obelisk, die Schlangensäule und der Deutsche B
runnen befinden.
Zur Mittagszeit kehren wir in ein Lokal ("Omar") ein, das sich in unmittelbarer Nähe zur Hagia Sophia befindet. Dieses Wahrzeichen Istanbuls wird natürlich anschließend ausgiebig besichtigt. Das Bauwerk stammt aus dem 6. Jahrhundert und war die Hauptkirche des Byzantinischen Reiches und religiöser Mittelpunkt der Orthodoxie. Wir sind überwältigt von der Größe der Kirche, insbesondere die riesige Kuppel zeugt von einer großen Baukunst.
Das Wetter ist auch heute sehr schön, fast schon zu heiß. Es bieten sich wunderschöne Fotomotive. Wir schlendern gemeinsam zurück zur Blauen Moschee und können nunmehr eine Innenbesichtigung vornehmen. Dazu müssen die Schuhe ausgezogen werden und die Frauen werden aufgefordert, ihre Schultern zu bedecken. Die Moschee besticht durch ihre Größe und die vielen blauen Kacheln, die dem Gebäude seinen Namen verliehen haben.
Die nächste Station der Stadtbesichtigung ist der große Gewürzmarkt, ein riesiger türkischer Basar in einer großen Halle, in vielen kleinen Gässchen und Hunderten von Marktständen. Tausende von Menschen sind hier zugegen und wir werden förmlich durch die Menge geschoben. Neben Gewürzen sind hier auch andere Dinge wie Töpfe, alte Säcke und alte Schachteln im Angebot (gemeint sind natürlich nur die Waren!). Es ist schon ein faszinierendes Erlebnis!
Wer nun meint, dass die Besichtigung der Stadt nun dem Ende entgegen geht, der hat weit gefehlt. Gegen 17.00 Uhr finden wir uns auf einem Fahrgastschiff ein und starten zu einer Bosporusfahrt. Zunächst verlassen wir das Goldene Horn und biegen dann in den Bosporus ein, den wir in Richtung Osten befahren. Wir genießen schöne Blicke auf die Stadt und gleiten an schönen Schlössern und teuren Villen vorbei. Nach Aussage des Schiffsführers gehören die Grundstücke am Bosporus zu den teuersten der Welt. Da müssen schon ´mal mehrere Millionen Euros für ein Anwesen bezahlt werden. Wir passieren die beiden großen Brücken und gelangen nach über 30 km an die Mündung ins Schwarze Meer. Hier steuern wir ein Esslokal an, wo bereits das Abendessen vorbereitet ist. Es handelt sich wiederum um ein Mehrgangmenü, bei dem man zwischen Fisch und Fleisch wählen kann. Während des Essens beobachten wir eine Hochzeitsfeier, bei der Hunderte von Gästen eingeladen worden sind.
Nach dem Essen steigen wir in den bereit stehenden Bus und werden durch das nächtliche Istanbul (13 Mio Einwohner) zurück zu unserem Hotel gebracht. Zum Ausklang des erlebnisreichen Tages besuchen wir noch ein nahes Lokal und lassen uns ein Bier und einen Raki servieren, diesmal zu zivilen Preisen.
15.09.2012 Wieder werden wir sehr früh geweckt. Um 08.15 Uhr wird ausgecheckt und unser Gepäck im Bus verladen. Bei strahlend blauem Himmel besuchen wir den Topkapi-Palast, der sich direkt neben der Hagia Sophia befindet. Der Palast war Jahrhunderte lang der Wohn- und Regierungssitz der Sultane des osmanischen Reiches. Heute finden wir hier eine Anzahl von Mu
seen vor, die sich auf eine mehrere Hektar große Fläche verteilen. Zunächst erfahren wir von Çağlar Umfangreiches zur Geschichte und Kultur. Dann haben wir 1 Stunde Zeit, um das Museumsgelände auf eigene Faust zu erkunden. Der Topkapi-Palast liegt auf einem Hügel und gibt einen weiten Blick über die Stadt und den Bosporus frei. Nacheinander besuchen wir die Schatzkammer, eine Ausstellung von Sultansbekleidung und alten Uhren. Auch eine Reliquienkammer wird besucht. Ob es sich hier tatsächlich um den Stab Moses, Mohammeds Hemd oder den Turban des Jüngers Johannes handelt, lässt Zweifel aufkommen und mag wohl nicht Jeden überzeugen.
Wir geraten an einen Stand, wo frisch gepresster Orangen- und Granatapfelsaft angeboten werden und genießen das erfrischende und wohlschmeckende Getränk.
Um 12.30 Uhr sitzen wir wieder im Bus, der uns zum Flughafen Atatürk bringt. Nachdem wir 2 Sicherheitsschleusen passiert haben, hebt der Flieger um 15.00 Uhr in Richtung Kayseri ab. Der Flug dauert etwa 1 1/4 Stunde. Am Ankunftsort wartet bereits der Bus (wieder Nr. 2) auf uns und bringt uns nach 1 Stunde Fahrt in das Zentrum Kappadokiens, d.h. in die Nähe von Göreme. Hier erwartet uns ein sehr schönes Hotel und mit einer großen Außenanlage.
Es ist bereits dunkel und wir werden bald darauf zum Abendessen gebeten. Das große Buffet lässt keine Wünsche offen. Danach halten wir uns noch einige Zeit auf der Terrasse bei einem Raki und einem Efes-Bier auf, müssen aber dann bald eine Jacke überziehen, da es in einer Höhe von 1300 m doch etwas frischer wird.

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