- Ein verlängertes Wochenende -
Stockholm zur Mittsommernacht - davon haben wir immer schon geträumt. In diesem Jahr machen wir nun Nägel mit Köpfen. Bei dem Reiseunternehmen Behrens wird eine 4-tägige Busreise gebucht, die eine Stadtrundfahrt in Stockholm, aber auch viel Zeit für individuelle Ausflüge anbietet.
23.06.2016: Anreise nach Stockholm Gut versorgt mit belegten Baguettes und einigen Leckereien starten wir um 07.00 Uhr die Busreise ab Lübeck. In Bad Schwartau, Eutin und Oldenburg steigen noch einige Fahrgäste hinzu. Der Bus ist mit über 50 Personen voll besetzt. Unser Busfahrer heißt Bruno und macht einen kompetenten und
sicheren Eindruck.
Wir durchqueren Fehmarn und erreichen rechtzeitig die Fähre, die uns hinüber nach Dänemark bringt. Über die mit Brücken verbundenen Inseln Lolland, Falster und Bogø gelangen wir nach Seeland, auf der sich Kopenhagen befindet. Wir lassen die dänische Hauptstadt rechts liegen und fahren weiter nach Helsingør. Dort wartet bereits die Fähre hinüber nach Schweden auf uns.
Ich glaube, wir alle haben uns von der Entfernung nach Stockholm und über die Reisedauer wenig Gedanken gemacht. Als wir nämlich so gegen 14.00 Uhr in Småland eine Mittagspause mit einem 3-Gang-Menü (Würstchen, Senf und Kaffee) einlegen, sind es noch weit über 500 km bis zum Ziel. Da haben wir dann ja noch einen gewaltigen Turn vor uns und uns wird umso mehr bewusst, dass 2 unserer 4 Urlaubstage sich nur im Bus abspielen werden. Wir vertreiben uns die lange Zeit mit Lesen und Rätselraten.
Für eine ganze Weile fahren wir am Ufer des Vätternsees entlang und passieren das große Zentrallager von IKEA. Gegen 19.00 Uhr steuert Bruno eine Raststätte an, in der wir eine warme Mahlzeit zu uns nehmen. Bezahlt wird mangels vorhandener schwedischer Kronen mit der EC-Karte, was hier in fast jedem Geschäft möglich ist. Die Schweden sind auf dem besten Weg, ihr Bargeld abzuschaffen.
Gegen 21.00 Uhr, also rund 14 Stunden nach dem Start in Lübeck, checken wir im Hotel Scandic in Stockholm ein. Sigrun und Jürgen haben ein tolles Zimmer im 10. Stock mit Blick auf den Fähr- und Kreuzfahrthafen, während Marion und Manfred gar nicht so recht zufrieden sind. Der Blick aus dem Fenster ist bei weitem nicht so schön und außerdem ist das Zimmer dunkel, klein un
d nicht mit einem richtigen Kleiderschrank ausgestattet. Aber - nach Rücksprache mit der Rezeption - wird das Zimmer getauscht und die beiden erhalten nun das gleiche Zimmer wie Sigrun und Jürgen, nur ein Stockwerk tiefer. Heikes Zimmer hat zwar auch keinen Seeblick, aber sie ist ansonsten soweit zufrieden.
Als wir uns so richtig eingerichtet haben, ist es schon 22.30 Uhr und da bleibt nur noch Zeit, ein "Absackerbier" im Zimmer der Reimerschen zu trinken. Heute hat man sich so richtig das Popochen platt gesessen.
24.06.2016: Stadtbesichtigung Was viele befürchtet haben, ist heute tatsächlich passiert: die Briten wollen die EU verlassen! Der Brexit kommt nicht ganz überraschend und man muss nun sehen, wie sich die Situation weiter entwickelt.
Nach einem guten Frühstück vom Büffet treffen wir uns um 09.00 Uhr im Bus zu einer Stadtrundfahrt. Es ist bewölkt, aber trocken - so um die 20 Grad C. Die Stadtführerin, die sich zu uns gesellt, ist mit Sicherheit die Älteste, die wir je erlebt haben. Mit ihren 91 Jahren ist sie aber geistig topfit und voller Engagement. Sie spricht sehr gut Deutsch und trägt alles kompetent und humorvoll vor. Auf ihrem Grabstein sollte nach ihren Worten einmal stehen: "Sie war die Beste!".
Wir durchqueren ein Diplomatenviertel mit sehr schönen Villen und gelangen an einen weiteren Fährhafen, der einen weiten Blick über Stockholm freigibt. Stockholm liegt auf 14 Inseln und so einige davon sehen wir während der Stadtrundfahrt. Beim Stadthaus steigen wir aus und unternehmen einen kleinen Spaziergang durch den schön angelegten Garten.
Nach 3 Stunden verabschiedet sich die alte Dame in der Gamla Stan (Altstadt) von uns. Wir tauschen zunächst ein paar Euros in Kronen um und besuchen ein Café auf dem Stortorget (Hauptplatz) für eine kleine Erfrischung. Der Toilettenbesuch ist etwas kompliziert: es existiert nur eine Einrichtung im Keller um die Ecke. Der Toilettenschlüssel hängt an einem Schneebesen, über den die Kellnerin mit Argusaugen wacht. So dauert es zwangsläufig eine ganze Weile, bis wir das L
okal wieder verlassen.
Wir schlendern ohne Ziel durch die hübschen kleinen Gassen der Altstadt und kommen dabei auch am königlichen Schloss vorbei. Gegenüber auf der anderen Seite des Hafens sehen wir das Grandhotel, in dem Manfred in jungen Jahren für einige Zeit seine Brötchen verdient hatte. Er weiß noch ganz genau, welches Fenster zu seinem Dachzimmer gehörte.
Der Dom, den wir anschließend besichtigen, ist sehenswert. Sehr beeindruckt haben uns die Orgel und eine Skulptur des heiligen Georgs, der einen Drachen tötet. Die Kirche war auch Schauplatz der königlichen Krönung.
Kurz vor 16.00 Uhr kehren wir in ein Restaurant ein und nehmen dabei noch den Rabatt für ein Mittagstisch-Essen mit. Die Gaststube befindet sich im Kellergewölbe und vermittelt einen urigen Eindruck.
Wir wandern weiter durch die Gamla Stan und besichtigen eine weitere Kirche mit dem langen Namen "Kirche der deutschen Gemeinde in Beirut". Am Hafen erkundigen wir uns über die Möglichkeiten einer Schärenfahrt und werden dann auch schnell fündig: morgen geht es für rund 3 Stunden in die Schären. Wir wollen hoffen, dass dann Petrus es auch gut mit uns meint und einige schöne Fotos geschossen werden können.
Um 17.00 Uhr finden wir uns wieder beim Bus ein, der uns zurück ins Hotel bringt. Auf der Terrasse des Restaurants werden 2 Runden Piken gespielt. Dazu wird ein gezapftes Bier bestellt. Jürgen meint, man sollte nicht zu hastig trinken, denn jeder Schluck kostet mindestens 50 Cent. Für einen halben Liter Bier müssen wir doch tatsächlich umgerechnet 9 EUR bezahlten! Da schlägt der schwedische Fiskus mit einem Steuersatz von 92% auf Alkohol gewaltig zu.
Das Abendessen nehmen wir in einer nahen Pizzeria ein und gönnen uns je ein Falafel-Gericht. Als der Kellner fragt, ob wir etwas trinken möchten, verneinen wir das. Daraufhin werden wir darauf hingewiesen, dass Wasser umsonst wäre. "Der Knopf für arme Leute" (O-Ton Kellner) befände sich rechts an der Zapfanlage. Schmunzelnd zapft sich jeder von uns ein Glas Wasser, so dass die Falafel nun gut hinunter rutschen kann.
Den weiteren Abend verbringen wir in der Lobby des Hotels und setzen die Pikenrunde fort. Wir haben viel Spaß. Tagessieger ist Jürgen, der mit einem Schokoladenherzchen belohnt wird. Um 23.30 Uhr geht es in die Heia.
25.06.2016: Schärenfahrt Der Himmel ist wolkenlos und es ist die ganze Nacht nicht richtig dunkel geworden. An diesem Wochenende feiern die Schweden ihr Mittsommerfest. Die Frauen schmücken sich hierfür mit Blumen und Kränzen im Haar und alle feiern die ganze Nacht.
Um zum Schiffsanleger zu gelangen, nehmen wir die nahe U-Bahn, nachdem der Ticketverkauf für den Linienbus im nahen Supermarkt so früh heute nicht möglich ist (erst ab 10.00 Uhr geöffnet). Schon 2 U-Bahn-Stationen weiter steigen wir aus und haben dann auch bald die Tickets für die Schärenfahrt in Händen. Es herrscht recht großer Andrang und so muss ein bisschen gedrängelt werde
n, um gute Plätze an Bord zu ergattern.
Vorbei am Freizeitpark Gröna Lund und dem Vasa-Museum verlässt das Schiff den Innenstadtbereich und befindet sich bald in der berühmten Inselwelt der Schären. In Englisch und Schwedisch werden uns die einzelnen kleinen Inseln vorgestellt. Wir sehen einige Leute, die es sich in der Sonne gemütlich machen und wahrscheinlich ihren Mitsommerrausch ausschlafen. Was wir im Deutschen einen "Kater" nennen, bezeichnen die Schweden übrigens als einen "Kupferhammer".
Nach etwa 2 1/2 Stunden Schifffahrt legt unser Dampfer wieder im Hafen von Stockholm an. Nicht weit entfernt befindet sich eine weitere Stadtinsel (Djurgarden), die wir über eine kleine Brücke erreichen. Im Schatten einiger Bäume gönnen wir uns einen Hotdog und etwas zu trinken. Sigrun und Jürgen besichtigen anschließend das Museum "Junibacken", das der Schriftstellerin Astrid Lindgren gewidmet ist. In einer kleinen Lore wird man durch die Märchenwelt gefahren. Im Zentrum stehen die Gestalten aus den beliebtesten Kinderbüchern, darunter Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga oder Ronja, die Räubertochter.
Marion, Manfred und Heike besichtigen derweil das Vasa-Museum.
Es zeigt das fast vollständig erhaltene, auf seiner Jungfernfahrt 1628 gesunkene Kriegsschiff Vasa sowie dessen Geschichte. Wir treffen uns wieder in der Nähe des Museums und genießen einen Kaffee. Hierauf muss Jürgen etwas länger warten, da erst noch eine neue Kanne aufgesetzt werden muss.
Auf der Insel befindet sich auch das Freilichtmuseum "Skansen". Nach einem halbstündigen Fußmarsch, vorbei an dem Abba-Museum und dem Spritmuseum stehen wir vor dem Eingang. Als wir aber die Eintrittspreise (etwa 18 EUR) sehen, nehmen wir dann doch von einer Besichtigung Abstand.
Im übrigen kennen wir solche Freilichtmuseen zur Genüge- man denke nur an Kiel-Molfsee.
Wir verlassen die Insel wieder über die Brücke und wählen wegen des heißen Wetters den Mittelstreifen einer Allee. Hier spenden die Bäume einen willkommenen Schatten. Etwas geschafft von den langen Wanderungen sind wir froh, als wir wieder in der U-Bahn sitzen und wenig später das Hotel erreichen. Marion und Heike besorgen im Supermarkt etwas Knabberzeug für die letzte Pikenrunde heute Abend.
Das Abendessen wird wieder in der Pizzeria eingenommen. Dabei wird diesmal der "Arme-Leute-Knopf" nicht betätigt - jeder bestellt sich eine Flasche Bier. Wir treffen uns danach wieder auf der Terrasse des Restaurants und spielen 3 Runden Piken. Bis 22.30 Uhr sitzen wir draußen, müssen dann aber noch einmal umziehen, weil die Kellner Feierabend machen wollen. Weder elektrisches Licht noch eine Jacke sind vonnöten. Beim Spielen kippt Heike 2-mal ihr Bier um. Das tut in der Seele weh, wenn man an den Bierpreis denkt! Man könnte sein Geld sicherlich besser investieren, oder?. Aber wer den Schaden hat....
Ein lustiger Abend geht um 23.30 Uhr zu Ende. Piken-Sieger ist diesmal Jürgen.
26.06.2016: Heimfahrt Um 06.30 Uhr wird gefrühstückt, da es um 07.30 Uhr losgehen soll. Schnell liegt Stockholm hinter uns. Wir passieren wieder den Vätternsee und biegen dann zum Ort Berg ab, wo sich der Götakanal befindet. Wir halten uns hier nur etwa 1 Stunde auf und beobachten dabei, wie die vielen Schleusenkammern mit Wasser gefüllt bzw. entleert werden. Leider lässt sich kein Schiff blicken, so dass uns die Be
sichtigung eines Schleusenvorgangs vorenthalten bleibt. Es fängt leicht an zu nieseln und da ist man froh, wieder im Bus Platz nehmen zu können.
Unterwegs wird viel gelesen, immer wieder unterbrochen von einigen Nickerchen. Die beiden Fähren werden wieder pünktlich erreicht und um 21.30 Uhr sind wir dann endlich wieder in Lübeck. Marion lädt uns zu sich nach Hause ein und kredenzt uns etwas Leckeres zum Essen. Bei Frankfurter Würstchen und einer Käseplatte lassen wir die Reise noch einmal revue passieren und sind einhellig der Meinung, dass Stockholm eine Reise wert ist. Bei unserer nächsten Reise werden wir allerdings darauf achten, dass die Anreise nicht zu lang sein wird.
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