13.05.2019
77 km
- Durch die Reiterstadt Warendorf -
Beim Frühstück um 08.00 Uhr bin ich der einzige Gast. Es gibt sogar ein frisch zubereitetes Omelett und die Gelegenheit, für den heutigen Tag 2 belegte Brötchen mitzunehmen. Für diese Zwecke wickelt die Wirtin die Brötchen extra in Alufolie ein. Das ist ja mal ein Service!
Heute Morgen ist es noch kälter als gestern. Nur 4 Grad zeigt das Thermometer. Die Eisheiligen machen ihrem Namen alle Ehre. Es ist aber wolkenfrei und die Sonne lacht vom Himmel, so dass nach einer Stunde die dicke gegen die dünne Windjacke ausgetauscht werden kann.
Vorbei an der Burgruine Schönefleth erreiche ich recht schnell das kleine und schöne Dorf Gimbte, das einen großen Findling aufweisen kann. Der Gesteinsbrocken (“Lönsstein”) wurde nach dem Heimatdichter Hermann Löns benannt. Weiter geht es im Zickzack durch die Landschaft. Ich gerate in eine Großbaustelle am Dortmund-Ems-Kanal und bin mir unsicher, ob ich hier überhaupt durchfahren kann und darf. Ich probiere es einfach, umkurve diverse Bagger und LKW´s und bin dann nach etwa 1/2 Stunde wieder auf dem ausgeschilderten Radweg.
Der folgende Weg führt mich durch einen kleinen Wald. Einige wenige Steigungen sind schnell gemeistert. Auf glatt geteerten Wirtschaftswegen rollt es mit Rückenwind richtig gut. Bei dem Haus La
ngen, einem großen schlossähnliche Anwesen, mache ich eine längere Pause. Sehr schön anzusehen sind hier neben dem Gutsgebäude auch die alte Wassermühle.
Die Handy-App “OsmAnd+” verbraucht viel Strom. Die über ein Kabel vom Fahrraddynamo gelieferte Energie reicht nicht aus, um den Smartphone-Akku leistungsfähig zu halten. Gegen Mittag sind nur noch 30% Akkuleistung vorhanden, so dass ich nun ein Powerpack anschließe. Dadurc
h ist innerhalb von 2 Stunden der Akku wieder voll aufgeladen.
Bei einer leicht abschüssigen Passage kommt eine Frau mit ihrem E-Bike vom Weg ab und stürzt in einen Graben. Ich eile hinzu und versuche sie aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Sie hat sich nur leicht die Hand verstaucht und kann ohne meine Hilfe aufstehen. Viel schwerer ist es aber, ihr Fahrrad wieder aus dem Graben zu hieven. So ein Gefährt wiegt etwa das Doppelte eines normalen Rades und da muss man sich ganz schön anstrengen, um es wieder auf den Weg zu stellen. Die Frau bedankt sich vielmals und setzt offensichtlich ohne Probleme ihre Reise fort.
Der Ort Telgte wird durchradelt. Gegen 12.00 Uhr bin ich kurz vor Warendorf. Am Kottrup-See findet ich einen sonnigen Rastplatz vor und lege hier eine längere Mittagspause ein. Von einer Aussichtsplattform aus hat man einen weiten Blick über den See – normalerweise. Hohe Bäume versperren die Sicht, so dass man nur lückenhaft etwas erkennen kann.
Auf einem Naturpfad entlang der Ems erreiche ich in Warendorf. Auf dem schönen Marktplatz finde ich in einem Café einen Platz und bestelle mir einen Milchkaffee. Anschließend erfolgt eine Kurzbesic
htigung der Stadt. Laut Wikipedia besitzt Warendorf über 600 denkmalgeschützte Gebäude. So auch der historische Marktplatz mit seinen alten Giebelhäusern aus verschiedenen Stilepochen. Wirklich sehr schön!
Warendorf ist eine bekannte Reiterstadt. Zahlreiche Reiterpersönlichkeiten und Institutionen hat die Stadt hervorgebracht. Erfolge in der Pferdezucht und im Reitsport und damit verbundene Großveranstaltungen haben das Profil Warendorfs als Pferdestadt entscheidend geprägt.
Nach einer Stunde Aufenthalt bin ich wieder im Sattel und folge dem Lauf der Ems. Vorbei an einem Motorrad- und Puppenmuseum (heute geschlossen – ich wäre sowieso nicht hineingegangen), nähere ich mich Harsewinkel. Von unterwegs aus hatte ich mir ein Zimmer reserviert. Da die Wirtsleute erst ab 18.00 Uhr wieder im Hotel sein werden, hat man mir einen Keycode mitgeteilt, damit ich ins Haus gelangen kann. Ich erreiche die Unterkunft so gegen 15.30 Uhr. Überraschenderweise ist die Inhaberin jedoch anwesend, so dass ich schnell mein Zimmer bezi
ehen und mir den Staub vom Körper duschen kann.
Der Gasthof stammt aus dem Jahre 1788 und liegt im Zentrum der kleinen Stadt. Ich unternehme einen Gang durch die Gemeinde und bin schnell wieder am Ausgangspunkt, da das Zentrum recht überschaubar ist. Bei herrlichem Sonnenschein kann ich im Freien ein Abendessen genießen, bestehend aus einem Rumpsteack mit einer großen Folienkartoffel.
Abends wird noch eine Weile gelesen (Rita Falck: „Dampfnudelblues“), bis die Augen immer kleiner werden und das Bett ruft.
Tagestelegramm: gefahrene km: 77 insgesamt: 193 Unterkunft: Sauberes Einzelzimmer im ältesten Gasthaus der Stadt Wetter: sonnig, aber recht noch kühl, abends schon 15 Grad, es wird langsam wärmer. Spruch des Tages: Siehst du einen Radler fliegen, dann mach´s wie ich – lass ihn nicht liegen. Zum Glück ist alles gut gegangen – und es gibt keinen Grund zu bangen.

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