3. Tag

Tour Brandenburg

05.05.2008
von Rheinsberg nach Joachimsthal
108 km

- Radeln in der Uckermark -


Großbild 

Der Wecker in meinem Handy ist auf 07.00 Uhr programmiert. Ich werde jedoch wie fast immer schon vorher wach. Im Frühstücksraum ist nur für mich eingedeckt. Man könnte jedoch denken, dass eine ganze Kompanie erwartet wird: 7 Brötchen (!), zahlreicher Käse und Aufschnitt, reichlich Obst und Säfte stehen für mich bereit. Auch der Kaffee wird in einer großen Thermoskanne gereicht. Ich picke mir die leckersten Sachen heraus und bin rundherum zufrieden.

Bereits um 08.00 Uhr verlasse ich die gastliche Stätte und schwinge mich wieder in den Sattel. Es folgt jetzt ein recht hügeliger Abschnitt. Einmal muss sogar für eine kurze Zeit geschoben werden. Auf einem glatt geteerten Radweg erreiche ich Stechlin und Menz, die am Roofensee liegen. Ich befinde mich hier im Naturpark “Stechlin - Ruppiner Land” und sehe viele Ferienunterkünfte, überwiegend in der Bauform von Datschen, die zu DDR-Zeiten und noch heute sehr beliebt sind und waren. Ganz ähnlich sieht es in Neuglobsow aus, das ich wenig später nach Durchquerung eines Waldes erreiche. Munter geht es auf und ab und meist einsam durch größere Waldgebiete. Gegen 10.00 Uhr erreiche ich Fürstenberg / Havel und mache auf dem Marktplatz Rast. Direkt neben mir ragt die große Stadtkirche empor. Da das Sonnenlicht so günstig auf das Gotteshaus fällt, zwängt sich ein Foto förmlich auf. Von innen ist die Kirche recht spartanisch ausgestattet. Sehenswert ist aber sicherlich ein langer Batikteppich, der über dem Altar hängt.

Schon kurz nach Fürstenberg komme ich nach Ravensbrück. Hier befand sich während des 3. Reiches das berüchtigte KZ, in dem Tausende von Frauen ihr Leben lassen mussten. Eine rot bepunktete Pfostenreihe entlang des Radweges weist auf die Länge des ehemaligen Zaunes hin. Da bekommt man eine Gänsehaut, wenn man diese traurige Stätte passiert.

Ein See nach dem nächsten liegt auf meiner Route. In Himmelpfort fahre ich auf das Gelände der Klosterruine und habe einen tollen Blick über den Haussee. Einigen Kindern dürfte Himmelpfort bekannt vorkommen, denn hier gibt es nämlich ein Weihnachtspostamt, wo die vielen Helfer des Weihnachtsmannes in der Adventszeit die eingehende Post beantworten.
Beim Überqueren der Woblitz schiebe ich das Rad über eine hohe Brücke. Zum Glück sind Radlaufrinnen vorhanden, so dass das schwere Rad samt Gepäck nicht getragen werden braucht. Über den Moderfitzsee kann man noch einmal einen schönen Blick hinüber nach Himmelpfort genießen.

In Lychen befinde ich mich bereits in der Heimat unsere Bundeskanzlerin, der Uckermark. Die Stadt besticht durch ihre Seenlage, die Innenstadt ist relativ klein und unspektakulär. Ich halte mich hier nur kurz auf und nehme dann den nächsten Anstieg in Angriff. Jetzt wird es wieder so richtig einsam. Vorbei am Platkowsee, komme ich nach Gandenitz, wo ich neben der Kirche einen schönen Platz für eine Mittagspause finde. Da ist man froh, dass hier ein Schattenplatz ist, denn Klara scheint jetzt ganz ordentlich vom Himmel. Ich nutze die Pause um Sonnenmilch aufzutragen.

Auch der folgende Radweg ist zu loben. Er führt durch unberührte Natur auf bestem Untergrund. Der nächste größere Ort ist Templin, ein eben solches Vorzeigestädtchen wie Wittstock. Auch hier kommt ein mittelalterliches Flair auf. Schade ist allerdings, dass die zentrale Maria-Magdalenen-Kirche zur Zeit eingerüstet ist, so dass sich ein Foto nicht lohnt. Dafür sind das Berliner Tor, die vollständig erhaltene Stadtmauer sowie die St. Georgen-Kapelle umso sehenswerter. Ich radele entlang der Stadtmauer und kann dabei schöne Eindrücke mitnehmen. Ich versuche, für heute ein Quartier in Joachimsthal zu erhalten, aber leider erreiche ich Niemanden, obgleich ich es bei 4 Unterkünften versuche. Jedoch wenig später erhalte ich einen Rückruf vom Hotel Wenzelhof und lasse mir ein Einzelzimmer für 38 € reservieren.

Im Zickzackkurs verlasse ich die schöne Stadt mit ihrem historischen Kern und befinde mich wenig später am Ufer des Lübbesees, der auf der Karte wie ein überdimensionaler Regenwurm aussieht. Er ist fast 10 km lang, aber lediglich ein paar Hundertmeter breit. Auch hier herrscht kein Autoverkehr. Die Straße ist allein für Radfahrer gebaut worden. Ich übersehe einen Ast, der sich so unglücklich zwischen Vorderreifen und Kunststoff-Schutzblech einklemmt, dass letzteres so zerstört wird, dass es nur noch entsorgt werden kann. Ich erledige dies auf einem Rastplatz bei Reiersdorf. So werde ich für den Rest der Tour dann ohne Schutzblech weiterfahren. Außerdem finde ich, dass das Rad jetzt gar nicht so schlecht aussieht. Dabei wird dann gleich noch die Kette nachgefettet.

Der schöne Radweg geht unvermittelt in eine Kopfsteinplasterstraße über. Hier hat man vor Jahren Teer aufgetragen, der jetzt nach und nach wieder die alten Steine sichtbar macht, so dass es nur recht rumpelig vorangeht. Kurz vor Friedrichswalde ist der Spuk dann vorbei. Der gut asphaltierte Weg führt durch einen Wald und so gegen 16.30 Uhr erreiche ich mein Etappenziel Joachimsthal. Bevor ich meine Unterkunft ansteuere, fahre ich zu der auf meiner Karte als sehenswert markierten Burgruine Grimnitz. Jedoch abgesehen von dem schönen Blick über den großen runden Grimnitzsee ist das Aussehen der Ruine enttäuschend. Die spärlichen Mauerreste weisen nicht darauf hin, dass hier einmal eine alte Askanierburg stand. Auf dem Gelände des ehemaligen Burginnenhofes steht heute ein Einfamilienhaus - wenig spektakulär.

Der Gasthof Wenzelhof liegt auf der anderen Seite der Stadt in einer ruhigen Seitenstraße. Ich erhalte ein ausgesprochen gutes Zimmer. Es ist riesig groß, hat einen getrennten Wohn- und Schlafbereich, ein Bad sowie 4 große helle Fenster. Herz, was willst du mehr! Das Fahrrad schiebe ich in einen abschließbaren Schuppen. Dabei komme ich an einem Gartenteich vorbei und werde herzlich mit Froschgequake begrüßt. Nach erfrischender Dusche mache ich mich auf, die Stadt zu erkunden. Der Ort hat keinen zentralen Punkt wie einen Marktplatz sondern lediglich eine lange Straße, an der sich die Geschäfte aneinanderreihen. Interessanter allerdings ist die Stadtkirche, die im 19. Jahrhundert den Flammen zum Opfer fiel und später von Karl Friedrich Schinkel in dem ihm eigenen Stil wieder aufgebaut worden ist.

Der Gasthof hat eine schöne Terrasse, die angesichts des tollen Wetters förmlich dazu einlädt, hier das Abendessen einzunehmen. Auf diese Idee sind auch noch andere Gäste des Hauses gekommen. Es handelt sich um eine Gruppe von Feriengästen, die von hier aus Tagesausflüge mit dem Rad unternehmen. Bei gutem Essen, anregenden Gesprächen und ein paar kühlen Bierchen verleben wir einen netten Abend. Selbst um 22.00 ist es noch angenehm warm.

Tagestelegramm:
Gefahrene km:
108
insgesamt: 300
Geländeeigenschaften: sehr wellig, aber nicht übermäßig anstrengend.
Wetter: Sonnenschein, kaum Wind, es gibt nichts zu kritisieren.
Hotel: ausgezeichnet, 38 €, schöne Lage, große Zimmer, Essen super.
Besonderheiten: Das Fahrrad sieht ohne Schutzblech richtig cool aus.

Fürstenwalde, Stadkirche

Himmelpfort - Haussee

Klosterruine Himmelpfort

Gandenitz, Peter und Paul-Kirche

Templin Berliner Tor

Templin Stadtmauer

Templin St. Georgen-Kapelle

Fahrradstraße

Verschnaufpause vor Reiersdorf

Joachimsthal Schinkelkirche

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